Das war eine dicke Überraschung, die die 300 Zuschauer, darunter rund die Hälfte aus Bocholt, im Mega-Stadion an der Sandstraße in Monheim sahen: Die Sportfreude Baumberg besiegten den 1. FC Bocholt mit 3:0 und kegelten einen der Mit-Favoriten aus dem Niederrheinpokal raus!
Noch mehr: Der Gast aus der Regionalliga West, immerhin Tabellenzweiter punktgleich mit Spitzenreiter Alemannia Aachen, war beim Oberliga-Ersten Baumberg chancenlos.
Das überraschte auch Bocholts Trainer Dietmar Hirsch. RevierSport sprach mit dem Fußballlehrer am Tag danach.
Während für Bocholt im Niederrheinpokal-Viertelfinale Endstation ist, wartet auf Baumberg ein Halbfinal-Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen.
Dietmar Hirsch, was war da am Dienstagabend in Baumberg mit Ihrer Mannschaft los?
Wir haben das Spiel durch drei Standardsituationen verloren. Zwei seitliche Freistöße und eine Torchance nach einem Einwurf führten zu den drei Gegentoren. Das war einfach bodenlos verteidigt! Wir irren ohne Sinn und Verstand durch den Strafraum. So geht das nicht. Jeder Spieler hat eine klare Einteilung. Ich kann von einem Regionalliga-Profi verlangen, dass er in solchen Situationen, in denen es Mann gegen Mann geht, hoch-fokussiert zur Sache geht. Der Angreifer muss ein Ziel treffen, das nur 7,32 Meter breit ist, der Verteidiger kann den Ball irgendwohin wegdreschen. Da ist der Verteidiger bei einem Freistoß schon im Vorteil. Es kann nicht sein, dass ein Gegenspieler am zweiten Pfosten mutterseelenallein steht.
Sportfreunde Baumberg: Radojewski - M' Bengue, Harneid, Er (90.+1 Takahashi), Saka, Klotz (62. Sezer), Kang (90.+2 Papalia), Lee (46. Topal, 88. Turay), Özden, Nishimura, Oscasindas
1. FC Bocholt: Fox - Frenkert, Mayer, Fejzullahu (46. Assibeh-Mensah), Barak (46. Stojanovic), Mesic (46. Holldack), Beckert, Shubin, Lorch, Campman (63. Hirschberger), Ademi (46. Fakhro)
Schiedsrichter: Thibaut Scheer
Tore: 1:0 Harneid (34.), 2:0 Özden (51.), 3:0 Nishimura (71.)
Zuschauer: 300
Was werfen Sie den Jungs explizit vor?
Diese Situationen kann man ein bisschen trainieren, aber diese Drucksituation, wie der Gegner läuft und zum Ball geht, kannst du nicht trainieren. Da musst du dich konzentrieren. Beim 0:5 in Paderborn haben wir vier Standardtreffer kassiert, gegen Köln war es ein Gegentor nach einem ruhenden Ball und nun in Baumberg drei Gegentore. Ich verlange da einfach eine Verbesserung und viel mehr Konzentration.
2:2 gegen Kölns U21 und nun das Aus im Niederrheinpokal. Bisher hatte Bocholt seine Fans verwöhnt. Ist das nun die erste Mini-Krise?
Vorweg: Ich bin sehr enttäuscht. Die Mannschaft ist es auch. Ich bin aber auch ein Fußballlehrer und kein Krawallmacher. Ich werde jetzt hier nicht herumschreien und bölken. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und mal hinterfragen, warum wir jetzt seit fünf Pflichtspielen in Serie ohne Sieg sind. Aber ich will nicht alles schlechtreden. Wir spielen immer noch eine tolle Saison.
Was erwarten Sie für eine Partie am Samstag in der Regionalliga beim FC Wegberg-Beeck?
Wir müssen uns im Trainerteam Gedanken machen, mit welcher Taktik, mit welchen Spielern wir die nächste Partie angehen. Wir haben in Baumberg nicht unser wahres Gesicht gezeigt. Deshalb erwarte ich auch eine Reaktion. Keine Wiedergutmachung, das geht ja nicht, aber ein anderes Gesicht. Beeck wird alles reinwerfen und gut organisiert sein. Das wird für uns nicht einfach. Wir müssen nach dem Pokal-Aus jetzt schnell regenerieren - allen voran in den Köpfen.